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Social Environment

Wer macht nun Ute?

Längst sind die Flüchtlingsprojekte der Ute Bock nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegzudenken. Wir haben beim Verein nachgefragt, wie das ansteckende Feuer der Aktivistin nach ihrem Tod in Zukunft weitergetragen wird.
FHI
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Ute Bock hätte nie von sich behauptet, sie sei ein besonderer Mensch. Für sie war es selbstverständlich, Menschen zu helfen. Dabei hatte sie allerdings ihre eigene Haltung. Hilfe zuerst, und das unabdingbar. Diese konsequente Haltung war entwaffnend. Niemand konnte sich dem widersetzen. Ein Sturm an Menschlichkeit für Menschen tobte um Ute Bock, wer versuchte sich dagegenzustemmen, wurde weggeblasen. Deutlich wirft sich daher die Frage auf, was ist von diesem Sturm geblieben? Wie geht es den Menschen, die das Erbe von Ute Bock angetreten haben? Wir trafen Ariane Baron, verantwortlich für Presse und Öffentlichkeitsarbeit und haben sie gefragt:

Frau Baron, danke dass wir heute hier sein dürfen. Wie geht es euch ein gutes halbes Jahr nach dem Tod von Frau Bock?
Gerne, wir haben viel zu berichten. Nun, gleich vorweg: In der Öffentlichkeit ist der Eindruck entstanden, dass sich mit dem Tod von Frau Bock sehr viel geändert hat. Die Namensgeberin und Leitfigur ist gestorben, und somit könnte man glauben, alles bräche zusammen und unterläge in Hinkunft vielen Veränderungen. Tatsache ist aber, dass Frau Bock gut vier Jahre vor ihrem Tod schwer erkrankte und deshalb die wichtigsten Veränderungsprozesse schon längstens abgeschlossen sind. Das „Ute-Gen“ wurde dabei in jede Zelle unserer Organisation verpflanzt.

Das heißt Frau Bock ging es wirklich schlecht die letzten Jahre?
Ja, sehr. Die Tatsache, dass sie immer die Starke war, die, die allen geholfen hat und dann mit ihrer Krankheit hat es sich quasi umgekehrt, eben dass sie selber Hilfe brauchte – das konnte sie nur schwer ertragen. Sie wollte sich so nicht zeigen, viele Menschen wollten aber ihr Lebenswerk ehren und ihr zeigen, welchen Stellenwert sie in der Gesellschaft eingenommen hat. Nun – es ist uns schließlich gelungen, 2017 ihr zu Ehren ein tolles Straßenfest, direkt vor unserem Haus zu veranstalten. Umrahmt von vielen Gleichgesinnten, viel Prominenz und Förderern wurde ein eigens für sie komponierter Marsch uraufgeführt. Thomas Gansch hat ihn komponiert. Es war ein unglaublich schöner Moment – für uns alle. Gänsehaut!

Wow! Ein eigener Marsch, den kriegen doch sonst nur höchstrangige PolitikerInnen oder Generäle mit besonderen Verdiensten?
Ja genau, der Marsch ist wirklich klasse, anzuhören auf Youtube. Da wird einem richtig der Marsch geblasen im Lichte der Menschlichkeit Ute Bocks. Frau Bock hat der Marsch super gefallen! Nochmal zurück zum Gänsehaut-Feeling. Das Lichtermeer, das zu ihrem Tod veranstaltet wurde, war überwältigend, tausende Menschen haben sich zur Menschlichkeit bekannt. Und genau hier liegt eine Antwort auf die Frage: „Wer macht nun Ute?”. Tausende machen Ute, es sind viele, die die Verantwortung angenommen haben, sich für Menschen einzusetzen. Darin sehen wir das größte Erbe von Ute Bock. Unser Slogan heißt daher: „Wir sind Ute Bock“, darin liegt unsere Kraft.

 

»Tausende machen Ute ... Unser Slogan heißt daher: „Wirsind Ute Bock“, darin liegt unsere Kraft.«


„Wir sind Ute“ spürt man wirklich, wenn man hier sitzt. Wie sieht es aber mit der tatsächlichen Struktur, mit dem Verein Ute Bock aus?
Da hat sich im Ansatz etwas Wesentliches geändert. Ute Bocks Anfänge konzentrierten sich auf die absolute Not der Menschen. Essen, Trinken, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Das hat zu 99 % super geklappt, war aber eben akute Soforthilfe. Wir setzen nun seit mehreren Jahren zusätzlich auf nachhaltige Unterstützung und deshalb gibt es auch das Ute Bock Bildungszentrum, das sie noch maßgeblich mitgedacht hat. Es geht darum, Perspektiven für die Menschen zu schaffen, es geht um das Ankommen der Menschen in Österreich. Es gibt so viel zu berichten, aber jetzt zur Struktur: das gesamte Vereinsteam umfasst 20 MitarbeiterInnen. Sehr wichtig dabei ist unsere Wohnbetreuung, die Sozialberatung, unser Bildungszentrum, Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Alle unterstehen zwei GeschäftsführerInnen: Katja Teichert und Thomas Eminger. Alle zwei Wochen gibt es neben dem täglichen Austausch zwei Teamsitzungen. Man kann sagen, dass der Grundgedanke der unkomplizierten Hilfestellung durch eine professionelle Organisation und Struktur ergänzt wurde. Wie wir finden, ein extrem logischer Schritt.

9000 Stunden

wurden 2017 von ehrenamtlichen LehrerInnen geleistet

10.000 Beratungen

führte der Verein 2017 mit Flüchtlingen durch